Emily Wiedmann sitzt mit einer Tasse Kaffee auf der Terrasse, als ihr Handy klingelt. Am anderen Ende ist die Polizei: „Frau Wiedmann, wir müssen mit Ihnen über Ihre Tochter Kate sprechen.“
Stille.
Nur Stunden später steht Emily wie gelähmt vor dem Hotelzimmer 427 im Berliner Westen. Die Tür ist aufgebrochen, die Luft stickig. Auf dem Bett liegt Kate – leblos, die Augen starr zur Decke gerichtet. Die Szene ist surreal. Der Albtraum jeder Mutter.
Ein mysteriöser Tod
Die ersten Untersuchungen der Spurensicherung liefern mehr Fragen als Antworten. Keine Einbruchsspuren, kein offensichtlicher Hinweis auf Selbstmord. Nur ein seltsames Symbol – in Kerzenwachs auf dem Tisch gezeichnet: ein Auge, umgeben von Flammen.
In Kates Tasche finden Ermittler ein kleines schwarzes Notizbuch. Die letzten Seiten sind kaum lesbar, voller krakeliger Sätze wie:
„Ich kann nicht mehr. Sie beobachten mich. Licht bringt Dunkelheit.“
Wer ist sie? Und was meinte sie mit „Licht“?
Eine gefährliche Gruppe
Schon seit Wochen machte sich Emily Sorgen um Kate. Ihre Tochter hatte sich verändert: distanziert, verschlossen, und immer häufiger in der „Freikirche Lichtpfad“, einer vermeintlich spirituellen Gemeinschaft im Ostteil der Stadt. Dort soll sie Trost gesucht haben, nachdem ihr Freund sie verlassen hatte.
Doch bald stellte sich heraus: Die Kirche war in Wahrheit ein Kult.
Die Gruppe „Lichtpfad“ predigt absolute Hingabe an einen mysteriösen „Lehrer“. Mitglieder müssen den Kontakt zur Außenwelt abbrechen, ihr gesamtes Vermögen „spenden“ und schwören, ihr altes Leben zu vergessen.
Kate war mittendrin. Laut Aussagen ehemaliger Mitglieder galt sie als „Auserwählte“ – jemand, der „die Dunkelheit überleben“ würde.
War es Mord?
Die Obduktion ergibt: Kate starb an einer Überdosis Beruhigungsmittel – doch es gibt keine Hinweise darauf, dass sie freiwillig so viel genommen hätte. Unter ihren Fingernägeln finden sich Hautpartikel – offenbar von einer zweiten Person. War sie nicht allein?
Ermittler Sascha Lehmann, ein ehemaliger SEK-Beamter, der sich mit religiösen Extremgruppen befasst, wird hinzugezogen. Seine Theorie ist schockierend:
„Diese Gruppen haben ihre eigenen Gesetze. Für sie war Kate eine Bedrohung – weil sie aussteigen wollte.“
Der letzte Tag
Durch Sicherheitskameras rekonstruiert die Polizei Kates letzten Weg:
Sie betritt am Abend das Hotel, trägt nur einen Rucksack. Eine Stunde später betritt ein Mann mit Kapuze das Gebäude – er checkt nie offiziell ein, wird aber kurz darauf auf dem Gang vor Zimmer 427 gesehen. Danach: Funkstille.
Der Mann bleibt verschwunden. Sein Gesicht ist auf keiner Kamera deutlich zu erkennen. Ein Geist.
Emily kämpft weiter
Trotz der Trauer gibt Emily nicht auf. Sie beginnt, selbst zu recherchieren. Zusammen mit Sascha stellt sie ehemalige Sektenmitglieder zur Rede. Eine junge Frau, Lisa, gesteht unter Tränen:
„Wir durften nicht gehen. Wenn jemand zweifelte, wurde er… bestraft. Kate wollte weg. Sie hat es laut gesagt. Das war ihr Fehler.“
Emily ist fassungslos. Ihre Tochter – ermordet, weil sie sich befreien wollte?
Ein düsteres Erbe
In den folgenden Tagen berichtet die Presse über „mysteriöse Todesfälle in Verbindung mit der Lichtpfad-Gemeinschaft“. Die Polizei durchsucht das Hauptquartier – findet aber nichts Belastbares. Die Führer der Sekte schweigen oder verschwinden spurlos. Die Bewegung geht „offline“ – Social-Media-Kanäle werden gelöscht, Mitglieder ziehen um, der Kult taucht unter.
Doch das Netz vergisst nicht.
Abschied in Tränen
Die Beerdigung von Kate wird zur Mahnwache. Freunde, Mitschüler und selbst Unbekannte kommen, halten Kerzen, legen Briefe nieder.
Emily spricht mit zitternder Stimme:
„Kate war stark. Mutiger, als wir es alle wussten. Ihr Licht wurde ausgelöscht – aber nicht ihr Vermächtnis. Wir werden nicht schweigen.“